Baumkuchen
Spieß- oder Baumkuchen
Hierzu bedarf es eines runden Holzes, oder vielmehr abgestumpften Kegels, von festem Holze, welcher ungefähr 18 Zoll Länge und unten 5 Zoll im Durchmesser hält, sich aber nach Oben allmählich bis zu 3,5 Zoll verlieren muß. Durch diesen Kegel geht in der Mitte der Lange nach eine Öffnung, wodurch ein Bratspieß gesteckt und an beiden Enden mit hölzernen Keilchen befestigt wird, so daß der Kegel beim Drehen durchaus nicht schwankt. Beim Gebrauch wird derselbe mit Papier belegt, welches mit Butter bestrichen worden, sodann mit Bindfaden weitläufig überwunden und zu dessen Befestigung oben und unten an beiden Seiten des Kegels ein kleiner Nagel eingeschlagen. Wenn nun dieses auf bemerkte Art vorbereitet ist, macht man folgende Masse: Man rührt 2 Pfund nach Rezept Krafttorte mit Butter abgeklärte Butter zu Schaum, tut 2 Pfund gestoßenen Zucker dazu, schlägt nach und nach 36 Eidotter dazu, nebst 1 Loth gestoßenen Zimt und 1/2 Loth Nelken, ein wenig Kardamom und Muskatblüte und die abgeriebene Schale von 2 Zitronen; schlägt die Hälfte des Eiweißes zu Schnee, und nachdem die Masse 1/2 Stunde fortwährend gerührt worden, zieht man den Schnee darunter; zuletzt siebt man nach und nach 2 Pfund vom feinsten Weizenmehle dazu und vermischt 1 Kelchglas Rum oder Franzbranntwein nebst 3 Gläser weißem Wein mit dem Ganzen. Wenn nun diese Masse gehörig durchgerührt, läßt man das Baumkuchenholz bei langsamem Drehen am Feuer heiß werden, trägt einen Guß von der beschriebenen Masse auf, ungefähr 2 Messerrücken stark, und läßt ihn unter fortdauerndem Wenden hochgelb backen. Im Anfange muß man die Masse mit dem Anrichtelöffel aufstreichen, weil sie noch nicht flüssig genug ist, jedoch durch die Wärme wird dieselbe bald gelinder; auch muß unter das Baumkuchenholz eine wohlgescheuerte Bratpfanne von angemessener Länge gesetzt werden, damit man das Herabgeflossene wieder zu der übrigen Masse tun kann. Ist nun, wie erwähnt, dieser erste Guß gelbbraun, so trägt man wieder so viel als das erste Mal auf, läßt es dieselbe Farbe nehmen, und fährt so lange fort, bis die Masse alle ist; jedoch darf das Feuer nicht zu stark, sondern muß schwach und gleichmäßig verteilt sein. Hat der letzte Guß die gehörige Farbe, so bestreicht man den ganzen Baumkuchen mit in Zimtwasser aufgelöstem Zucker und läßt ihn hart werden. Alsdann nimmt man den Kucken vom Feuer, schneidet den an beiden Enden befestigten Bindfaden los und zieht den Baumkuchen, ihn mit beiden Händen umfassend, behutsam von dem Holze herunter; der Bindfaden und das Papier löst sich alsdann sehr leicht inwendig von dem Kuchen los. Das Feuer darf, wie schon gesagt worden, nicht zu stark sein, damit der Kuchen gehörig durchbacke; und man tut wohl, wenn man sich bei dem Auftragen der Masse eines großen Anrichtelöffels bedient, damit jeder Guß gleich stark werde. Dieser schöne Kuchen hält sich wochenlang ohne an seiner Güte zu verlieren. Getraut man sich nicht, ihn vom Holze zu bringen, ohne die Glasur zu verletzen, so kann man ihn auch alsdann erst glasieren, wenn solches schon geschehen ist, und in die Wärme stellen, bis der Zucker angetrocknet ist. Will man den Baumkuchen regelmäßig zackig haben, so bestecke man ihn nach dem 3ten Gusse hin und wieder mit kleinen Zimtstückchen; hieran hängt sich dann die Masse und bildet die Zacken.
Kochbuch, Sydow, 1834