Die jungen Bullen oder Zuchtochsen läßt man etwas früher als die Färsen zur Fortpflanzung gehen, hält sie aber nur bis in das fünfte, höchstens sechste Jahr zu diesem Zweck. Sind sie von schöner Schweizer oder Friesländer Art, und vermischen sich mit gut gebauten Kühen von der Landesart, so gibt diese halb veredelte Rasse den besten Nutzen für das mittlere Deutschland, da die unvermischten Viehstämme jener Landstriche zu üppig für unser Klima sind, und im Verhältnis mehr Futter verlangen als sie Nutzen gewähren.
Eine gute Milchkuh hält man ungefähr bis zum achten Kalb zur Zucht, dann aber stellt man sie bei Schrot und guter Fütterung auf die Mast und schlachtet oder verkauft sie. Die reichlichste Milchzeit einer guten Kuh dauert von dem dritten bis zum sechsten Kalb. Junge Kühe, die nicht viel Milch geben und stark an das Fleisch legen, mästet man bald, und schafft sie aus dem Futter.
Kauft man Kühe zur Zucht, so betrachtet man die Ringe der Hörner; man wird aus ihrer Zahl die Zahl der Kälber erkennen, welche die Kühe zur Welt gebracht haben, und kann sich in der Schätzung ihres Alters, genau nach diesem Merkmale richten. Wenn eine Kuh bald kalben will, so wie die erste Zeit nachher, verfehlt man nicht, ihr fleißig Kleie, Schwarzmehl und aufgeweichte Leinkuchen in das Saufen zu geben, welches die Milchdrüsen nährt und die Geburt erleichtert. Während des letzteren Aktes beobachtet man das Tier sorgfältig und leistet ihm die nötige Hilfe. Scheint irgendein Hindernis diesen Akt zu verzögern oder bleibt die Nachgeburt aus, so verfehlt man nicht, bei rechter Zeit einen Tierarzt zu rufen, weil sonst leicht Brand entsteht


Viehzucht

Faksimile für die Anleitungen zur Viehzucht im Abschnitt Rinderzucht